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Anreise/Anfahrt

Bilder der Person

Foto Fritz Friedrich Funke

Fritz Friedrich Funke

Geboren am 01.01.1821 in Essen
Gestorben am 23.04.1884 in Essen
Beruf(/-e):

Bauunternehmer, Industrieller, Stadtverordneter


Ehrenbürger: Nein

Vita

Friedrich Funke, genannt Fritz, war einer der Industriepioniere des Ruhrgebiets, der seit den 1850er Jahren ein großes Familienunternehmen aufbaute. Funke war seit 1856 auch Stadtverordneter der Stadt Essen und blieb es bis zu seinem Tod.[1] Er war zweimal verheiratet, seine erste Frau starb 1852. Mit seiner zweiten Ehefrau, einer geborenen Rellensmann aus einer angesehenen Dortmunder Familie, hatte er vier Söhne: Friedrich Heinrich, Carl, Wilhelm und Otto. Seine Unternehmensgründungen wurden nach seinem Tod hauptsächlich von Carl Funke (1855-1912) aktiv weitergeführt.[2] Fritz Funke wurde auf dem alten Friedhof am Kettwiger Tor beigesetzt, der 1954/55 dem Bau der Bundesstraße 1 weichen musste. Die Familiengruft der Familien Funke und Schürenberg wurde mit den anderen Gräbern des alten Friedhofs auf das Gräberfeld 5 des Ostfriedhofs verlegt.[3]

Funke wurde 1821 in Essen als Sohn eines Maurermeisters geboren und lernte den Beruf seines Vaters beim Essener Bauunternehmer Franz Schmidt. Während seiner Lehrzeit war die Firma am Bau des alten Rathauses in Essen beteiligt. Funke stürzte vom obersten Stockwerk in den Keller, brach sich den Oberschenkel und wurde deshalb vom Militär freigestellt. So konnte er schon mit 22 Jahren die Prüfung zum Maurermeister ablegen und bald Teilhaber der Firma werden, die sich ab dann „Schmidt & Funke“ nannte. Hier lernte er seinen langjährigen Freund und späteren Geschäftspartner Wilhelm Schürenberg kennen, der bald die Schwester von Funkes zweiter Ehefrau heiraten sollte. So ergab es sich, dass die Familien Funke und Schürenberg eine gemeinsame Familiengruft haben.[4]

1853 wurde Funke aus der Schmidt‘schen Firma entlassen, Schürenberg folgte ihm und sie gründeten gemeinsam die Baumfirma „Funke & Schürenberg“. Es gelang ihnen, diese bis zur Mitte der 1860er Jahre zu einem der größten Bauunternehmen des Ruhrgebiets, mit etwa 2.000 Beschäftigten, aufzubauen.[5] Das Unternehmen konzentrierte sich vor allem auf Industrie- und Zechenbauten im Ruhrgebiet, und war auch am Bau der Villa Hügel beteiligt. Fritz Funke stand nicht nur mit der Familie Krupp in guter Beziehung, er kannte auch Friedrich Grillo seit seiner Jugend. 1864 gründeten sie gemeinsam die Gewerkschaft Grillo, Funke & Co.[6]

Fritz Funke investierte viel in den Bergbau, der seit den 1850er Jahren im Essen und im Ruhrgebiet erstarkte.[7] Er beteiligte sich an vielen Zechengründungen im Ruhrgebiet, zum Beispiel der Zechen Richradt, Pörtingssiepen, Hercules und Pauline, der Schachtanlage „Unser Fritz“ bei Wanne und der AG Schalker Gruben- und Hüttenvereine. Außerdem war Fritz Funke Mitglied in vielen Vorständen und Aufsichtsräten, gehörte zum Beispiel ab 1880 dem Grubenvorstand der Gewerkschaft Heisinger Tiefbau an. Fritz Funke wird deshalb auch als einer der „Begründer der gewerblichen Größe des Reviers“ bezeichnet.[8]

Von Zeitgenossen wird Fritz Funke als „volkstümliche Persönlichkeit, bekannt auch wegen seines urwüchsigen Humors“ und als ein „Selfmademan echter Art“ beschrieben.[9] Er engagierte sich im Presbyterium der evangelischen Gemeinde Essens.[10] Als Stadtverordneter gehörte Fritz Funke von 1856 bis 1884 einer „Gewerkenelite“ von Industriellen in der Essener Kommunalpolitik an, die zu ihren Gunsten Einfluss auf die Geschicke ihrer Heimatstadt nehmen konnten.[11]

1872 gründete Funke zusammen mit Wilhelm Schürenberg, Ewald Hilger, Ludwig von Born und Gustav Hicking die „Essener Actien-Brauerei-AG“, die nach seinem Tod von seinem Sohn Carl übernommen und unter dem Namen „Essener Actienbrauerei Carl Funke AG“ weitergeführt wurde. Die „Brauerstraße“ im Essener Südviertel wurde in Erinnerung an die Gründer dieser Brauerei so benannt.[12]

An Funkes Tod im Jahre 1884 nahm die Stadt Essen großen Anteil, der Oberbürgermeister Hache schrieb einen Nachruf.[13] Zu seiner Beerdigung am 27. April 1884 erschien „ein so zahlreiches Trauergelage, wie es unsere Stadt seit ihrem Bestehen noch nie gesehen haben mag“, vermerkte die Rhein-Westfälische Zeitung. Über 4.000 Personen nahmen am Trauerzug teil, der vom Burgplatz zu der Familiengruft der Familien Funke und Schürenberg auf dem Friedhof am Kettwiger Tor führte: neben der Familie und Freunden waren Mitglieder des Stadtverordneten Kollegiums, Großindustrielle, städtische Beamte, sowie die Belegschaften von Funkes Unternehmen, die aus dem ganzen Ruhrgebiet anreisten, gekommen. In der Trauerrede lobte der Pfarrer die „Selbstständigkeit“ Funkes, „der vielen mit seinen Unternehmungen eine Lebensstellung geschaffen, viele durch seinen Edelmut und seine tatkräftige Hülfe zurückgeführt habe zur segenbringenden Arbeit und mit dessen Hinscheiden die evangelische Gemeinde den Verlust eines ihrer hilfsbereitesten Mitglieder beklage“. Die Zahl der am Grab niedergelegten Kränze wurde als so groß beschrieben, dass die Grabstelle davon vollständig bedeckt wurde.[14]

Fußnoten:

[1] Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Wer war was?, Essen 1985, S. 66.

[2] o.A.: Carl Funke und seine Werke, Essen 1914, S. 7-8 (HdEG: Ye II 42).

[3] Heike Schmidt: Friedhof und Grabdenkmal im Industriezeitalter am Beispiel Essener Friedhöfe: Geschichte – Gestaltung - Erhaltung. Eine kunsthistorische Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung des Steinverfalls, Bochum 1993, S. 44.

[4] o.A.: Carl Funke, S. 8.

[5] Dickhoff: Essener Köpfe, S. 66.

[6] o.A.: Carl Funke, S. 9.

[7] Zum Aufstieg Essens zur Industriestadt vgl. Klaus Tenfelde: 1850-1873. Essen wird Industriestadt, in: Gründerjahre. 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, hrsg. von Ulrich Borsdorf u.a., Essen 2005, S. 65-87.

[8] o.A.: Carl Funke, S.9; Dickhoff: Essener Köpfe, S. 67.

[9] o.A. Carl Funke, S. 7 u. 9.

[10] Dickhoff: Essener Köpfe, S. 66.

[11] Tenfelde: Essen wird Industriestadt, S. 84.

[12] Erwin Dickhoff: Essener Straßennamen. Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, Essen 1979, S. 50.

[13] Friedrich Funke. Nachruf des Oberbürgermeisters Hache, in: Rhein-Westfälische Zeitung 143 (26.4.1884) (HdEG: DZA 904,3).

[14] Friedrich Funke, Gewerke und Stadtverordneter beigesetzt, in: Rhein-Westfälische Zeitung 143 (28.4.1884) (HdEG: DZA 904,3)

Literatur

Sekundärliteratur

• Erwin Dickhoff: Essener Straßennamen. Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, Essen 1979

• Erwin Dickhoff: Essener Köpfe. Wer war was?, Essen 1985

• Walter Däbritz: Unternehmer und Industriepioniere aus Essens Vergangenheit, in: Wirtschaft und Leben in Essen (Jg. 1955), S. 44-45

• Heike Schmidt: Friedhof und Grabdenkmal im Industriezeitalter am Beispiel Essener Friedhöfe: Geschichte – Gestaltung - Erhaltung. Eine kunsthistorische Untersuchung mit besonderer Berücksichtigung des Steinverfalls, Bochum 1993

• Klaus Tenfelde: 1850-1873. Essen wird zur Industriestadt, in: Gründerjahre. 1150 Jahre Stift und Stadt Essen, hrsg. von Ulrich Borsdorf u.a., Essen 2005, S. 65-87

Quellen

• o.A.: Carl Funke und seine Werke, Essen 1914 (HdEG: Ye II 42)

• Friedrich Funke, Gewerke und Stadtverordneter beigesetzt, in: Rhein-Westfälische Zeitung 143 (28.4.1884) (HdEG: DZA 904,3)

• Friedrich Funke, Nachruf des Oberbürgermeisters Hache, in: Rhein-Westfälische Zeitung 143 (26.4.1884) (HdEG: DZA 904,3)

Grab

Ehrengrab: Nein
Friedhof: Ostfriedhof
Grablage: Link zum Stadtplan