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Anreise/Anfahrt

Bilder der Person

Foto Gustav Knepper

Gustav Knepper

Geboren am 25.03.1870 in Westherbede
Gestorben am 19.10.1951 in Essen
Beruf(/-e):

Bergwerksdirektor


Ehrenbürger: Nein

Vita

Gustav Knepper wurde am 25. März 1870 als drittes von elf Kindern des Bergmanns und späteren Steigers Friedrich Wilhelm Knepper und seiner Ehefrau Friederike, geb. Noelle, in Westherbede geboren. Er verließ 1884 die Elementarschule in Westherbede und begann mit 14 Jahren am 14. August 1884 die Arbeit auf der Zeche Blankenburg[1] in der Nähe des Wittener Ortsteils Durchholz im Hammertal. Er durchlief alle Stufen der Hierarchie des Bergmannsberufes. Von Januar bis August 1894 besuchte er die Bergvorschule in Sprockhövel[2], ab September die Unterklasse der Bochumer Bergschule[3], an der er 1897 nach der Absolvierung auch der Oberklasse die Abschlussprüfung bestand. Während seines Schulbesuchs arbeitete er als Hauer auf der Zeche Präsident in Bochum – nacheinander Reparatur-, Gesteins- und Aufsichtshauer[4] – und „noch während er im letzten Halbjahr auf der Bergschul-Unterklasse saß, wurde er Hilfssteiger auf Zeche Präsident.“[5] Knepper gab diese Stelle am 30. März 1897 auf, um seine mit Prädikat abgeschlossene Examensarbeit „Beschreibung aller im Ruhrgebiet bekannten Abbauarbeiten“[6] zu schreiben.Während der Bergschulferien hatte Knepper zusammen mit einem Kameraden, der mit ihm die Unter- und Oberklasse absolvierte, den Siegerländer Erzbergbau und den Kalibergbau studiert. Während der zweimonatigen Herbstferien des Jahres 1895 arbeiteten sie auf dem Salpeter-Erzberg und im Lintorfer Bleierzbergbau.[7]

Solchermaßen gerüstet, erlangte Knepper gleich nach der Absolvierung der Bergschul-Oberklasse eine Stellung als Reviersteiger bei der A.G. Kölner Bergwerksverein in Altenessen. Der schon 1843 gegründete Kölner Bergwerksverein gehörte um die Jahrhundertwende zwar nicht zu den größten, aber doch zu den angesehensten Bergwerksunternehmungen des Ruhrgebiets.[8] Am 1. Januar 1899 wurde er als Steiger der „Zeche Carl durch die Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Steingatt in Altendorf an der Ruhr als Obersteiger und Stellvertreter des Grubenverwalters […] berufen. Die Zeche Steingatt hatte seit 1891 keine Ausbeute mehr erwirtschaften können. Seitdem befand sie sich im Niedergang.“[9] Knepper erkannte sehr schnell, dass Steingatt durch die bisher angewandten Hilfsmittel nicht zu retten war. Er legte „dem Grubenverwalter einen Rationalisierungsplan vor, der einen Kapitalaufwand von 1,5 Mill. Mark bedingte, bei dessen Durchführung aber eine bescheidene Rentabilität der Zeche und damit die Weiterbeschäftigung von etwa 700, zum großen Teil auf eigenem Grund und Boden ansässigen Bergleuten gesichert gewesen wäre.“[10] Der Grubenverwalter lehnte den Plan ab und hatte nach 3 Jahren weitere Zubußen [= Beiträge, die der Anteilseigner einer Bergrechtlichen Gewerkschaft an diese zur Erfüllung von Verbindlichkeiten zu entrichten hat] in der Höhe des Rentabilitätsplans verwirtschaftet, ohne dass sich an der Notlage von Steingatt Wesentliches änderte. Die Zeche wurde an die Bergbau A.G. Concordia in Oberhausen verkauft, die das Werk im Februar 1903 stilllegte und sich an der Beteiligungsziffer beim Kohlensyndikat schadlos hielt.[11]

Bacmeister führt weiter aus: „Die Aussichtslosigkeit seiner Reformpläne auf Steingatt erkennend, nahm Knepper zum 1. April 1900 die Stellung eines Betriebsführers bei der Gewerkschaft des Steinkohlen- und Eisensteinbergwerks Julius Philipp in Wiemelshausen bei Bochum an.“[12] Auch die Zeche Julius Philipp war schwer notleidend und sollte verkauft werden. Bei den Verkaufsverhandlungen begegnete dem Kaufinteressenten Hugo Stinnes, dem Gründer der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-A.G., der Betriebsführer Knepper, dessen Tätigkeit auf Julius Philipp hauptsächlich der Ausrichtung der technisch zurückgebliebenen Zeche galt.[13] Knepper nahm das Angebot von Hugo Stinnes an, zum 1. April 1903 in seine Dienste zu treten; damit „begann zwischen diesen beiden Männern eine Arbeitsgemeinschaft, die nicht nur entscheidende Bedeutung für den Lebensweg Kneppers gewinnen, sondern auch das Schicksal großer Grubenfelderkomplexe […] bestimmen sollte. Diese Arbeitsgemeinschaft zwischen einem genialen Industrie-Organisator und einem mit nicht minder genialen Blick für Bergbautechnik begabten Bergmann hat reiche Früchte getragen und sich über den Tod von Stinnes hinaus auf die Entwicklungsgeschichte des Ruhrbergbaus ausgewirkt.“[14] Knepper begann am 1. April 1903 als Betriebsführer der Zeche Bruchstraße sowie als Grubeninspektor für die Zechen Wiendahlsbank und Louise Tiefbau seine Tätigkeit für von Hugo Stinnes kontrollierte Unternehmungen. „Am 10. April 1924 starb, 54 Jahre alt, Hugo Stinnes.“[15], der Mann, der über zwei Jahrzehnte der Freund und Förderer von Knepper gewesen war, durch dessen Vertrauen Knepper seine bergmännischen Fähigkeit hatte voll entfalten und eine der Spitzenstellungen im Ruhrbergbau erreichen können.[16]

Nach dem Zweiten Weltkrieg internierten die Briten den 75-jährigen Dr. Gustav Knepper am 5. September 1945. Zunächst brachten sie ihn nach Recklinghausen, dann nach Staumühle bei Paderborn und am 7. Dezember 1945 lieferten sie ihn in das Zuchthaus Nenndorf bei Hannover ein. Anfang August 1946 wurde er entlassen und kehrte in sein ausgeplündertes Essener Heim zurück.[17]

Gustav Knepper war in erster Ehe mit Klara Düppe aus Bochum verheiratet, die ihm drei Söhne und eine Tochter schenkte. Nach ihrem plötzlichen Tod ehelichte er die Witwe Paula Vogelsang, geb. Gummert, die eine würdige Repräsentantin seines Hauses war, das zu einem Mittelpunkt montanindustrieller Kreise geworden war.[18]

Bergwerksdirektor i. R. Dr.-Ing. e.h. Gustav Knepper verstarb am 19. Oktober 1951 im 82. Lebensjahr.[19] Sein Grabmal auf dem Friedhof Bredeney ist ein Triptychon aus Wirbelau-Marmor. Der Mittelteil trägt Namen und Lebensdaten von Gustav Knepper und seinen beiden Ehefrauen. Die Seitenflügel zeigen Namen und Lebensdaten von weiteren Familienangehörigen. Es gibt einen Gustav-Knepper-Weg in Witten und eine Knepperstraße in Bochum.

Fußnoten:

[1] Vgl. Walter Bacmeister: Gustav Knepper. Das Lebensbild eines großen Bergmanns. Essen-Rüttenscheid 1950, S. 18-23.

[2] Vgl. ebenda, S. 26.

[3] Vgl. ebenda, S. 27.

[4] Vgl. ebenda, S. 28.

[5] Ebenda, S. 30.

[6] Ebenda S. 30.

[7] Ebenda, S. 31.

[8] Vgl. ebenda, S. 30.

[9] Ebenda, S. 31.

[10] Ebenda, S. 32.

[11] Vgl. ebenda, S. 34.

[12] Ebenda, S. 34.

[13] Vgl. ebenda, S. 36.

[14] Vgl. ebenda, S..37.

[15] Ebenda, S. 37f.

[16] Vgl. ebenda, S. 40.

[17] Vgl. ebenda, S. 40f.

[18] Vgl. Todesanzeige der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien-Gesellschaft vom 19. Oktober 1951. In: Westdeutsche Allgemeine vom 20.10.1951. In der gleichen Zeitung vom 20.10.1951 stand auch ein Nachruf von K.Sa.

Literatur

• Bacmeister, Walter: Gustav Knepper, Das Lebensbild eines großen Bergmanns. Essen-Rüttenscheid 1950.

• Dickhoff, Erwin: Essener Köpfe, Wer war was? Essen 1985, S. 128.

• Kroker, Evelyn: Gustav Knepper. In: Neue Deutsche Biographie Bd. 12/1980, S. 177.

• Pudor, Fritz: Gustav Knepper. Nekrologe aus dem Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet, Jahrgang 1939-1951. Düsseldorf 1955, S. 220-222.

• Todesanzeige der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktien-Gesellschaft am 19.10.1951. In: Westdeutsche Allgemeine vom 20.10.1951.

• Nachruf von K.Sa.. In: Westdeutsche Allgemeine vom 20.10.1951.

Grab

Ehrengrab: Nein
Friedhof: Friedhof Bredeney
Grablage: Link zum Stadtplan