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Anreise/Anfahrt

Bilder der Person

Foto Alfried Krupp von Bohlen und Halbach

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach

Geboren am 13.08.1907 in Essen
Gestorben am 30.07.1967 in Essen
Beruf(/-e):

Industrieller


Ehrenbürger: Nein

Vita

Als ältester Sohn des Industriellen Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870-1950) und dessen Frau Bertha (geb. Krupp, 1886-1957) wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach am 13. August 1907 in der Villa Hügel in Essen geboren. Auf seine Geburt folgten die seiner fünf Brüder und seiner zwei Schwestern (Arnold, 1908-1909; Claus, 1910-1940; Irmgard, 1912-1998; Berthold, 1913-1987; Harald, 1916-1985; Waldtraut, 1920-2005; Eckbert, 1922-1945).

Alfried Krupp besuchte das Gymnasium und machte dort mit siebzehn Jahren sein Abitur. Nach seinem Schulabschluss absolvierte er verschiedene Praktika in den Werkstätten des Krupp-Konzerns, bevor er mit dem Ingenieur-Studium der Eisenhüttenkunde begann. Alfried Krupp studierte insgesamt fast zehn Jahre in Berlin, München und Aachen und schloss sein Studium 1934 als Diplom-Ingenieur ab, woraufhin er ein Volontariat bei der Dresdener Bank in Berlin machte.

Als 1931 die Großmutter Margarethe Krupp mit 78 Jahren in der Villa Hügel verstarb, zog Alfried in die Familienvilla ein.

Erst im Herbst 1936 trat Alfried Krupp eine Stelle im Familienunternehmen, zunächst als stellvertretender Direktor der Hauptverwaltung, dann als Leiter der Rüstungsabteilung an. Als dieser stieg er am 1. Oktober 1938 zum Vorstandsmitglied der Friedrich Krupp AG auf. Zeitgleich trat er der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei, nachdem er im Jahr zuvor von Adolf Hitler zum Wehrwirtschaftsführer ernannt wurde. Dennoch schien sein Verhältnis zur Partei unklar und widersprüchlich, da weder NS-freundliche noch kritische Äußerungen seinerseits bekannt sind.[1]

1937 heiratete Alfried Krupp von Bohlen und Halbach seine erste Ehefrau Anneliese Lampert (geb. Bahr, 1909-1998), die Tochter eines Hamburger Kaufmanns, und bekam mit ihr 1938 seinen einzigen Sohn Arndt (1938-1986). Auf Verlangen seiner Eltern trennte sich Alfried von Anneliese, das Paar wurde 1941 geschieden. Arndt von Bohlen und Halbach wuchs bei seiner Mutter auf und hatte wenig Kontakt zu seinem Vater.

Im selben Jahr wurde mit Alfrieds Unterstützung die "Reichsvereinigung Kohle für den Bergbau und die Kohlewirtschaft" (RVK) gegründet, 1942 wurde er aufgrund seiner starken Präsenz Vizevorsitzender der "Reichsvereinigung Eisen".

Von Beginn des Zweiten Weltkrieges an erfuhr der Krupp-Konzern aufgrund des erhöhten Rüstungsbedarfes einen enormen Aufschwung. Die Waffenproduktion sorgte zunächst für Prosperität. Alfried Krupp wurde im März 1943 zum Vorsitzenden des Direktoriums ernannt und Ende des gleichen Jahres, nach der Umwandlung der Friedrich Krupp AG in ein Einzelunternehmen, wurde er Alleininhaber des Familienunternehmens. Als Alleininhaber erhielt er außerdem das vom deutschen Kaiser gewährte Recht sich künftig 'Krupp' von Bohlen und Halbach zu nennen.

Das Ansehen der Firma und auch das von Alfried selbst trug allerdings einen großen Schaden davon, das es wiederherzustellen galt. Dies gelang Alfried Krupp mit Hilfe seines Freundes Berthold Beitz, einem einflussreichen Manager in der Montanindustrie, zumindest zum Teil.

Gegen Kriegsende 1945 wurde Alfried Krupp am 11. April von den einmarschierenden amerikanischen Truppen in der Villa Hügel verhaftet und unter Arrest gestellt, drei Jahre später von dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg angeklagt und am 31.Juli 1948 letztlich als Kriegsverbrecher zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Von dem Anklagepunkt "aktive Vorbereitung eines Angriffskrieges" wurde Alfried freigesprochen. Die Verurteilung erfolgte wegen der beiden weiteren Anklagepunkte "Plünderung" von Wirtschaftgütern und "Sklavenarbeit" im Zuge der Beschäftigung ausländischer Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener. Sein gesamtes Eigentum wurde beschlagnahmt.[2]

Nach nur sechs Jahren, der Hälfte der zu verbüßenden Zeit, erhält Alfried Krupp am 31. Januar 1951 Amnestie und wurde vorzeitig von seiner Haftstrafe entlassen. Dies geschah auf Veranlassung des damaligen Hochkommissars für Deutschland, John J. McCloy. Während der Gefangenschaft Alfrieds verstarb sein Vater Gustav Krupp von Bohlen und Halbach 1950.

1952 heiratete Alfried erneut. Von der Öffentlichkeit abgeschieden und im kleinsten Kreis gaben sich Alfried und Vera Knauer (geb. Hossenfeld, 1909-1986) das Ja-Wort. Vera galt als „lebenslustige“ Frau und hatte schon drei gescheiterte Ehen hinter sich als sie Alfried heiratete. Man glaubte, dass sie für Alfried ebenfalls unpassend sei, da seine Priorität dem Unternehmen galt. Daher scheiterte auch die Ehe mit seiner zweiten Frau und wurde 1957 wieder geschieden.[3]

Seit dem Gefängnisaufenthalt Alfried Krupps standen die Werke des Krupp‘schen Familienunternehmens unter alliierter Kontrolle. Auch nach der Freilassung und Wiederaufnahme der Leitung 1953 änderte sich dies zunächst nicht.

Durch das Mehlemer Abkommen war Alfried dazu in der Lage, die Kontrolle wieder eigenständig zu übernehmen, allerdings musste er dafür einige wichtige vertikale Betriebe, der Bergbau- und Hüttenbetriebe, verkaufen.

Im Jahr 1962 wurde Alfried Krupp der Ehrendoktor für besondere wissenschaftliche Verdienste in der Universität in Tokio verliehen.

Alfried Krupp betätigte sich selbst gerne sportlich und war ein leidenschaftlicher Segler. Im August 1936 gewann er bei der Olympiade in Berlin in der 8-m-R-Klasse die Bronzemedaille. Er engagierte sich zudem im Olympischen Komitee für die Sportförderung und war Mitglied des Deutschen Hochseesportverbands Hansa (DHH).

Eine weitere Begeisterung zeigte sich in der klassischen Musik, der er sich besonders in seinen späteren Lebensjahren widmete. Auch an der Fotografie, vorwiegend an der Ablichtung von Landschaften, hatte Alfried Gefallen gefunden. Bis heute finden Musikveranstaltungen und Kunstausstellungen in der Villa Hügel statt.

Alfried Krupp unternahm viele Auslandsreisen, nicht nur aus Eigennutzen, um den Konzern voranzutreiben, sondern auch um sein Wissen weiterzugeben und aus karitativen Zwecken. So ließ er beispielsweise eine Kirche, eine Schule und eine Metzgerei in Argentinien erbauen.

1966 entschloss er sich dazu, einen Teil seiner Bibliothek der Villa Hügel der Ruhr-Universität Bochum zu stiften.

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach starb am 30. Juli 1967 im Alter von 59 Jahren in Essen und ging als "letzter Krupp" in die Geschichte ein. Alfried wurde auf dem Familienfriedhof Krupp in Essen Bredeney beigesetzt. In zahlreichen Kondolenzschreiben zeigten Menschen aus verschieden Kreisen der Bevölkerung ihre Anteilnahme, u. A. auch der damalige Präsident der Bundesrepublik, Heinrich Lübke. In einem am 07. August 1967 erschienenen Artikel der Zeitschrift „Spiegel“ wurde die Trauerfeier beschrieben. Demnach sollen ca. 18 000 Menschen am offenen Grab vorbeigezogen sein. Alfrieds engster Freund, Berthold Beitz, hielt mitunter eine Trauerrede. Später soll es an der Grabstelle auch eine Demonstration von Seiten der NPD gegeben haben, die sich jedoch an den Präsidenten der Bundesrepublik richtete.[4]

Nach seinem Tod wurden die zahllosen Schallplatten aus Alfried Krupps Sammlung in der Villa Hügel an die Folgwang Musik-Hochschule übergeben.

Dem Folgwang Museum ermöglichte die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 2006 den Neubau mit einer finanziellen Stütze von 55 Millionen Euro.

Alfrieds Sohn Arndt verzichtete gegen Abfindung auf die Übernahme des Konzerns. Der Erbverzicht ermöglichte es, die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als Erbin in das Testament Alfrieds einzutragen, welche das Unternehmen in die Friedrich Krupp GmbH umwandelte.

Alfried Krupp galt als zurückhaltender Mensch. Seine Kindheit und Jugend war vor allem von Pflichten und Disziplin geprägt. Er verbarg seine Gefühle vor der Öffentlichkeit und beim Eintritt in die Führungsposition der Firma fehlte es ihm zunächst an Ehrgeiz. Dennoch bewies Alfried Krupp mit Hilfe seines engsten Freundes Berthold Beitz, dass er der Firma nach dem zweiten Weltkrieg den Wideraufstieg bringen konnte und erneut zu einem sozial eingestellten Unternehmen machen konnte.

Spuren in Essen:

• Alfried-Krupp-Straße, 45131 Essen

• Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen Rüttenscheid

• Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen Steele

• Alfried Krupp Zentrum für Medizin und Rehabilitation gemeinnützige GmbH

• Alfried-Krupp-Heim, Seniorenheim

• AKS = Alfried-Krupp-Schülerlabor / Bochum, eines der vielfältigsten Schülerlaboren in ganz Deutschland

• Alfried-Krupp-Saal, Philharmonie Essen

• Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung

Fußnoten:

[1] Stenglein, S.168

[2] ThyssenKrupp Architektenwettbewerb

[3] Stenglein S.202-203

[4] Mauz/Gerhard Spiegel Artikel

Literatur

• Stenglein, Frank: Krupp- Höhen und Tiefen eines Industrieunternehmens, München/Düsseldorf 1998

• WAZ Redaktion: Der letzte Krupp S.6-7, 200 Jahre Krupp. Sonderveröffentlichung der ThyssenKrupp AG in Zusammenarbeit mit der WAZ Mediengruppe

Internetquellen

Villa Hügel

Der Ehrbare Kaufmann

ThyssenKrupp Architektenwettbewerb

Grab

Ehrengrab: Nein
Friedhof: Friedhof Bredeney
Grablage: Link zum Stadtplan