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Foto Fritz Schupp

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  • Fritz Schupp

    Geboren am 22.12.1896 in Uerdingen
    Gestorben am 01.08.1974 in Essen
    Beruf(/-e):

    Architekt


    Ehrenbürger: Nein

    Vita

    Fritz Schupp wurde als Sohn eines Kaufmannes am 22. Dezember 1896 in Krefeld-Uerdingen geboren. Er besuchte das humanistische Burggymnasium in Essen, an dem er 1914 das Abitur absolvierte. Noch im selben Jahr konnte Schupp, vom Kriegsdienst befreit, sein Architekturstudium aufnehmen. Er studierte zunächst an der Technischen Hochschule Aachen, wo er sein Vorexamen ablegte. Hier begegnete er 1916 zum ersten Mal seinem späteren Geschäftspartner, dem aus Berlin stammenden Martin Kremmer (*7. August; † 1945 Berlin). Später wechselte Schupp an die TH München und schloss sein Studium 1919 mit der Diplomprüfung an der TH Stuttgart ab.[1]

    Nach dem Studium kehrte Fritz Schupp nach Essen zurück und übernahm dort durch familiäre Vermittlung kleinere Aufträge. Zudem nahm er an regionalen Architektur-wettbewerben teil, wo er den Bauherrn Friedrich Schulze Buxloh kennen lernte. Dieser war sofort von Schupps Talent überzeugt und wurde über die Jahre zu einem wichtigen Förderer seiner Arbeit. Im Sommer 1921 stellte Schupp als ersten Mitarbeiter seinen Studienfreund Martin Kremmer ein, der gerade in Berlin seinen Abschluss gemacht hatte. Schon bald entwickelte sich das Anstellungsverhältnis in eine gleichberechtigte Partnerschaft der freiberuflichen Architekten. Die Assoziation hatte ihren Hauptsitz in Essen, unterhielt jedoch zusätzlich ein Büro in Berlin. In den folgenden Jahren arbeiteten beide überwiegend in Berlin, weil es aufgrund der Ruhrbesetzung im Ruhrgebiet kaum Aufträge für Architekten gab. Ende der zwanziger Jahre pendelten Schupp und Kremmer zwischen Essen und Berlin, bevor sich Schupp aufgrund vermehrter Aufträge im Ruhrgebiet 1934 für den Standort Essen entschied, während Kremmer weiter das Berliner Büro leitete.[2]

    Die berühmteste von Schupp und Kremmer geplante Anlage ist Schacht zwölf der Zeche Zollverein, die seit 2001 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die Anlage entstand in den Jahren 1927-1932 in Essen-Katernberg und ist als Höhepunkt der gemeinsamen Schaffenskraft zu sehen. Hierfür verwandten sie, als Alternative zum sonst im Industriebau vorherrschenden expressionistischen Massivziegelbau, eine Fachwerkstechnik mit industriellen Materialien. Hierbei arbeiteten sie eng mit den Ingenieuren der Zeche zusammen, um so den funktionalistischen Anforderungen gerecht zu werden. Zuerst wurden die Abläufe, die die Übertageanlage der Zeche prägen sollten, konzipiert. Zum Einen der vertikal verlaufende Weg, durch den Förder-Aufzug repräsentiert, zum Anderen der horizontal verlaufende Wagen-Umlauf.[3] Das Gebäude selbst bestand aus einem Stahlskelett, vorgehängten Stahlfachwerkwänden mit Ziegelausfachungen und Fensterbändern, die in das Fachwerksraster integriert waren. Das dabei angewandte Gestaltungsprinzip von Symmetrie und Achse findet man in allen später geplanten Anlagen von Schupp und Kremmer wieder.[4] Auch bei der Gestaltung der Fördergerüste setzten beide auf neue Ideen. Anstatt der im Bergbau verbreiteten Konstruktion mit vielen filigranen Gliedern schufen Schupp und Kremmer Ein- und Doppelstrebengerüste aus glattwandigen Trägern, das sogenannte „Piktogramm“ der Bergbauarchitektur. Dieses wurde in der Folgezeit auf die unterschiedlichen Schachtanlagen übertragen und prägte für viele Jahrzehnte die Landschaft im Ruhrgebiet.[5] (Abb.2 Zeche Zollverein Schacht 12)

    In den dreißiger Jahren folgten im Zuge des politisch unterstützten Ausbaus der deutschen Montageindustrie viele weitere Aufträge für das freiberuflich tätige Architektengespann Schupp/Kremmer. Hierbei sind jedoch vorwiegend Pläne für die Anlagen im Ruhrgebiet erhalten, da das Berliner Büro im Krieg fast vollständig zerstört wurde und Martin Kremmers Haus in Berlin nach 1945 von den Alliierten beschlagnahmt wurde. Während Fritz Schupp den zweiten Weltkrieg in Essen unbeschadet überstand, starb Martin Kremmer beim Einmarsch der Russen 1945 in Berlin.[6]

    Nach 1945 betätigte Schupp sich weiterhin als freiberuflicher Architekt. Da es aufgrund der nur langsam anlaufenden Nachkriegswirtschaft jedoch kaum Aufträge gab, lehrte Schupp ab 1949 zusätzlich an der Technischen Hochschule Hannover. 1951 wurde er dort zum Honorarprofessor für Industriebau ernannt und erhielt zudem 1960 die Karmarsch-Plakette.[7] Als im Zuge des Wiederaufbaus die Industriearchitektur wieder an Bedeutung gewann, konnte Schupp an seine früheren Leistungen anknüpfen und plante unter anderem die zwischen 1957-1962 gebaute Zentralkokerei Zollverein in Essen-Katernberg.[8]

    Fritz Schupp und Martin Kremmer planten nach heutigem Forschungsstand insgesamt 69 Industrieanlagen. Bis zu Kremmers Tod im Jahre 1945 in Berlin schufen sie gemeinsam 22 Bergwerke, dazu zählen unter anderem die Zeche Graf Moltke in Gladbeck, die Zechen Zollverein 4/11 und 12 in Essen-Katernberg sowie die Zeche Bonifacius in Essen-Krey. Nach 1945 plante Schupp alleine weitere 18 Bergwerke, unter anderem die Zeche Haus Aden in Lünen und die Zeche Katharina in Essen-Krey. [9]

    Schupp und Kremmer zählen zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Industriebaus des 20. Jahrhunderts und stehen damit in einer Reihe mit Architekturgrößen wie Peter Behrens, Hans Poelzig und Walter Gropius. Das Büro Schupp/Kremmer war bei fast jeder größeren Werkanlage im Ruhrgebiet an Planung und Ausführung beteiligt, wobei sie immer Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den beteiligten Werksingenieuren legten, um so Gestalt und Funktion der Industrieanlagen architektonisch zu verbinden. Schupps Leistungen im Industriebau wurden umfangreich gewürdigt, so erhielt er 1955 den Großen Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen und 1964 das Bundesverdienstkreuz. Am 1. August 1974 verstarb Fritz Schupp in Essen und wurde auf dem Friedhof Bredeney in einem Ehrengrab beigesetzt.[10] (Abb.3 Grab Fritz Schupp-Friedhof Bredeney)

    Die 2001 zum Weltkulturerbe erklärte Zeche Zollverein 12 in Essen-Katernberg steht einerseits repräsentativ für den Industriebau im Ruhrgebiet, andererseits aber auch für die Verwandlung der Industriestadt Essen in die Kulturhauptstadt 2010 (stellvertretend für die Region Ruhrgebiet). Über den nach dem Architekten Fritz Schupp benannten Hauptweg (Fritz Schupp-Allee) gelangen die Besucher auf das Gelände der ehemaligen Zeche. Das gesamte Gelände wurde unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes so saniert und umgebaut, dass die ursprüngliche Funktion und Architektur erhalten blieb und trotzdem ein modernes Kulturzentrum entstehen konnte. Hier wurde dann auch 2002 erstmals die Werkausstellung „Symmetrie und Symbol“ über die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer gezeigt. Unter anderem befindet sich auch das Ruhr Museum auf dem ehemaligen Zechengelände, das in der ehemaligen Kohlenwäscherei die Geschichte des Ruhrgebiets präsentiert. Der Blickfang des Geländes ist das weithin sichtbare von Schupp und Kremmer entworfene „Piktogramm“ von Schacht zwölf.[11]

    Neben den noch erhaltenen Industrieanlagen wird auch der zeichnerische Nachlass von Fritz Schupp und Martin Kremmer sorgsam gepflegt. Das Bergbau-Archiv des Bergbau-Museums Bochum übernahm die über 300 Mappen mit 17.570 Einzelplänen im Jahre 2002 zur wissenschaftlichen Erschließung und Bearbeitung. 2006 fand dann ein Symposium des Bergbau-Archivs zum Umgang mit diesem Nachlass und dem daraus zu ziehenden Wert für die Industriegeschichte des Ruhrgebiets statt. Hier wurde noch einmal die zentrale Bedeutung Fritz Schupps für den Industriebau an der Ruhr hervorgehoben und auf noch folgende Publikationen zu diesem Thema hingewiesen.[12]

    Fußnoten:

    [1] Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, in Busch, Wilhelm/ Farrenkopf, Michael/ Slotta, Rainer . (Hrsg.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, aus der Reihe: Veröffentlichungen aus dem Deutschen Berbau-Museum Bochum, Nr.154, Bochum 2007, S.11.

    [2] Schupp, Fritz: Fritz Schupp und Martin Kremmer, mit Einleitung und Nachwort von Wilhelm Busch, aus der Reihe : Neue Werkskunst, Neuauflage Berlin 1997, Nachwort S.1./ Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.11.

    [3] Deutscher Werkbund

    [4] Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.13

    [5] Stadtarchiv Essen: HdEG: DZA 902,4: Sabel, Karl: Architekt Fritz Schupp, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Nr.6 (26. Februar 1953). / Schupp, Fritz: Fritz Schupp und Martin Kremmer, Nachwort Busch S.6.

    [6] Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.12.

    [7] Dickhoff, Erwin: Essener Köpfe. Wer war was?, Essen 1985, S.157.

    [8] Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.13.

    [9] Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.13.

    [10] Pegels, Kristina: Der zeichnerische Nachlass der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, in: Busch, Wilhelm/ Farrenkopf, Michael/ Slotta, Rainer . (Hrsg.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, aus der Reihe: Veröffentlichungen aus dem Deutschen Berbau-Museum Bochum, Nr.154, Bochum 2007, S.139. / Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.14.

    [11] Stiftung Zollverein

    [12] Pegels, Kristina: Der zeichnerische Nachlass, S. 139 / Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, S.14.

    Literatur

    • Busch, Wilhelm: F. Schupp, M. Kremmer, Bergbauarchitektur 1919 – 1974,
    in: Arbeitshefte des Rheinisches Amtes für Denkmalpflege, Nr.13, Köln 1980.

    • Busch, Wilhelm/ Farrenkopf, Michael/ Slotta, Rainer . (Hrsg.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, aus der Reihe: Veröffentlichungen aus dem Deutschen Berbau-Museum Bochum, Nr.154, Bochum 2007.

    • Busch, Wilhelm/ Scheer,Thorsten im Auftrag der Stiftung Zollverein: Symmetrie und Symbol: die Industriearchitektur von Fritz Schupp und Martin Kremmer, Köln 2002.

    • Dickhoff, Erwin: Essener Köpfe. Wer war was?, Essen 1985, S.157.

    • Pegels, Kristina: Der zeichnerische Nachlass der Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer, in: Busch, Wilhelm/ Farrenkopf, Michael/ Slotta, Rainer.
    (Hrsg.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, aus der Reihe: Veröffentlichungen aus dem Deutschen Berbau-Museum Bochum, Nr.154, Bochum 2007, S. 139-146.

    • Schupp, Fritz: Bauten des Bergbaus im Ruhrgebiet, in: Bauen und Wohnen, Jahrgang 9 (1954), Nr.11.

    • Schupp, Fritz/ Kremmer, Martin/ Hrsg.: Völter, Ernst: Architekt gegen oder und Ingenieur, Berlin 1929.

    • Schupp, Fritz: Fritz Schupp und Martin Kremmer, mit Einleitung und Nachwort von Wilhelm Busch, aus der Reihe : Neue Werkskunst, Neuauflage Berlin 1997.

    • Slotta, Rainer: Eröffnung des Symposiums und Einleitung, in Busch, Wilhelm/ Farrenkopf, Michael/ Slotta, Rainer. (Hrsg.): Vom Entwurf zum Depositum. Über den wissenschaftlichen Umgang mit dem zeichnerischen Nachlass der Industrie, aus der Reihe: Veröffentlichungen aus dem Deutschen Berbau-Museum Bochum, Nr.154, Bochum 2007, S.7-14.

    • Stadtarchiv Essen: HdEG: DZA 902,4: Sabel, Karl: Architekt Fritz Schupp, in: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Nr.6 (26. Februar 1953).

    • Tiggemann, Rolf: Zollverein Schacht XII: Von der größten Zeche der Welt zum Weltkulturerbe, Essen 2007.

    Internetquellen

    ArchInform

    Deutscher Werkbund

    Rheinische Industriekultur

    Online Architekturführer Essens Bauten

    Online Architekturführer Bauten von Fritz Schupp

    Stiftung Zollverein

    Grab

    Ehrengrab: Nein
    Friedhof: Friedhof Bredeney
    Grablage: Link zum Stadtplan