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Foto Stammhaus Krupp um 1900

Stammhaus Krupp um 1900

Stammhaus der Familie Krupp, im Hintergrund das neue Headquarter der ThyssenKrupp AG

Krupp Stammhaus & ThyssenKrupp Hauptverwaltung

Krupp

Das Unternehmen Krupp

Die Krupp-Geschichte ist oft beschrieben und sogar verfilmt worden. Längst haben sich zahllose Legenden um das Familienunternehmen und seinen beispiellosen Aufstieg (und Niedergang) gebildet. Krupp hat gezielt zur Entstehung dieser Mythen beigetragen.

Schon lange vor der Gründung der Gussstahlfabrik waren die Krupps ein bedeutender Faktor in Essens Wirtschaftsleben. Helene Amalie Krupp erwarb 1799 die Gutehoffnungshütte bei Sterkrade (heute Oberhausen). Ihr Enkel, Friedrich Krupp, leitete vorübergehend die Eisenhütte, bevor sie 1808 weiter veräußert wurde. Nach dem Tode seiner Großmutter investierte er das Familienvermögen in die Erzeugung von Gussstahl, den man damals als „Tiegelstahl“ bezeichnete. Mit Hilfe eines eigenen Schmelzverfahrens gelang ihm 1816 die Erzeugung des heiß begehrten Materials. Prägestempel für Münzen waren eines der ersten Qualitätserzeugnisse, die dem jungen Unternehmen Anerkennung verschafften. Vor dem Limbecker Tor, nahe der heutigen Altendorfer Straße konnte Friedrich Krupp 1818/19 einen neuen Schmelzbau errichten. Der wirtschaftliche Erfolg blieb gleichwohl aus, das Familienvermögen war bald aufgebraucht. Verarmt und entehrt starb Friedrich Krupp im Alter von nur 39 Jahren.

Unternehmerisches Geschick verhalf seinem Sohn Alfred Krupp zum Aufstieg. Neben den Prägestempeln produzierte er Walzen und Bestecke, schließlich auch Gewehrläufe. Von 1853 stammt das Patent, das Krupp für seine berühmten nahtlosen Eisenbahnreifen eintragen lassen durfte. Die drei verschlungenen Radreifen wurden später zum Firmenlogo. Längst war er Stammgast auf den großen Gewerbe- und Weltausstellungen, auf denen er u.a. stählerne Antriebswellen für Schiffe präsentierte. Seine Gussstahlkanone und ein über 2.000 kg schwerer Stahlblock, der mit höchstem Aufwand in Essen gefertigt worden war, erregten 1851 Aufsehen. Zehn Jahre später ging der Riesenhammer „Fritz“ zum Schmieden gewaltiger Stahlblöcke in Betrieb und war weltweit der größte seiner Art. Immer wieder verbesserte Alfred Krupp die Herstellungsverfahren und meldete diverse Patente an. 1871 baute er ein Martinwerk mit den ersten in Deutschland eingesetzten Siemens-Martin-Öfen. Im Krieg gegen Frankreich spielten Krupp-Geschütze eine entscheidende Rolle und wurden auf Paris abgefeuert.

Villa Hügel
Ab 1861 wohnte Alfred Krupp mit seiner Familie im so genannten „Gartenhaus“ mitten auf dem Fabrikgelände, bevor er den Klosterbuschhof in Bredeney erwarb und dort 1870 mit dem Bau der Villa Hügel beginnen ließ. Die Villa sollte vor allem repräsentativen Zwecken dienen und war mittels eines Reitweges, den Alfred Krupp oft benutzte, an die Fabrik angeschlossen. Nicht ohne Grund zeigt ihn das Denkmal auf dem Markt demonstrativ im Reiteranzug. Als Alfred Krupp 1887 starb, verfügte die Fabrik über 20.000 Arbeiter.

Sein Sohn Friedrich Alfred Krupp vergrößerte die Betriebsfläche, modernisierte die Anlagen und expandierte. Übernommen wurden u.a. Bergwerke in Lothringen, das Grusonwerk in Magdeburg und die Germaniawerft in Kiel. 1890 begann Friedrich Alfred Krupp mit der Produktion von Panzerplatten, die für Kriegsschiffe benötigt wurden. Sein plötzlicher Tod in den Tagen des Capri-Skandals bot viel Anlass für Spekulationen. Am 26. November 1902 wurde die Altendorfer Straße am Tor zur Fabrik zum Schauplatz des gigantischen Trauerzuges, angeführt von Kaiser Wilhelm II., der den Sozialdemokraten und ihrer Pressekampagne die Schuld am Tod des Industriellen gab. Seine Witwe Margarethe Krupp wandelte das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um. Ihre Tochter Bertha heiratete 1906 den Diplomaten Gustav von Bohlen und Halbach. Mit königlicher Erlaubnis durfte der Name Krupp beibehalten werden.

Margarethenhöhe
Aus Anlass der Hochzeit stiftete Margarethe Krupp die Margarethenhöhe als Sozialsiedlung, die ab 1910 gebaut wurde. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach geleitete höchstpersönlich Kaiser Wilhelm II. zum Krupp-Jubiläum 1912 durch das vorbildliche Gemeinwesen. Doch die Kleinstadtidylle täuschte: In Essen liefen längst die Kriegsvorbereitungen auf Hochtouren. Krupps „Dicke Bertha“ ging als beliebtes Postkartenmotiv um die Welt. Dabei mangelte es den Kartenmachern oft am guten Geschmack, wenn sie den Gruß aus der Kanone zauberten oder die von Krupp-Munition getöteten französischen Soldaten gleich mit aufs Bild bannten. Die „Kanonenstadt“ war stolz auf die Produktion der Waffen. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Belegschaft der Fried. Krupp AG mehr als verdoppelt auf rund 167.000 Beschäftigte.

Nach zwei verlorenen Weltkriegen lag die Stadt, inzwischen „Waffenschmiede des Reiches“ genannt, 1945 in Trümmern. Viele hatten ihr Leben verloren, gespenstisch muten die Fotos der Nachkriegszeit mit ihren Häuser- und Fabrikruinen an. Was nicht zerstört war, wurde demontiert. Bei den Nürnberger Prozessen musste sich stellvertretend für Gustav sein Sohn Alfried Krupp von Bohlen und Halbach zusammen mit den meisten Krupp-Direktoren auf die Anklagebank setzen. Alfried wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Schon 1951 war er wieder frei und setzte zwei Jahre später Berthold Beitz als Generalbevollmächtigten ein. Der in der Nachkriegszeit entflochtene Konzern fusionierte 1992 mit Hoesch und 1999 zur ThyssenKrupp AG, die noch immer Deutschlands größtes Stahl- und Technologieunternehmen ist. Seit 2010 hat die Konzernzentrale wieder ihren Sitz in Essen. Bei ihrer Errichtung und den sehr unter Zeitdruck stehenden archäologischen Grabungen wurden zahlreiche Zeugnisse der Fabrikgeschichte zu Tage gefördert.