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Foto AllbauHaus am Pferdemarkt

Allbauhaus

Foto Wohnbebauung Marreweg 1931

Marreweg 1931

Foto Wohnbebauung Höffkengarten 1938

Höffkengarten 1938

Foto Ruine von Wohnhäusern an der Hüttmannstraße 1946

Hüttmannstraße 1946

Foto Wohnhäuser an der Frühlingstraße 1959

Frühlingstraße 1959

Luftaufnahme Twentmannstraße 1977

Luftaufnahme Twentmannstraße 1977

Foto Wohnbebauung Vollmerskamp 1980

Vollmerskamp 1980

Foto Wohnbebauung Albert-Schmidt-Weg 1998

Albert-Schmidt-Weg 1998

Foto Wohnsiedlung Bergheimer Straße 2001

Bergheimer Straße 2001

Foto AllbauHaus Kastanienhöfe

AllbauHaus Kastanienhöfe 2019

100 Jahre Allbau (2019)

(Text aus der Broschüre "Mein Zuhause", Jubiläumsmagazin 2019, mit freundlicher Genehmigung der Allbau GmbH)

Vom Allgemeinen Bauverein zum Allbau

Die Gründerjahre:

Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts strömen die Menschen in die neuen Industriezentren Deutschlands, die Städte wachsen in atemberaubendem Tempo. Industrialisierung, Steinkohlenbergbau, Eisen- und Stahlindustrie, Eisenbahnbau, Eingemeindungen, zum Beispiel von Altendorf, Rüttenscheid oder Borbeck, sowie der Zuzug einer halben Million „Ruhrpolen“ lassen die Einwohnerzahl Essens um ein Vielfaches anschwellen: Lebten 1816 etwas mehr als 20.000 Menschen in Essen, waren es 1900 schon 396.000. Eines der größten Probleme: die Wohnungsfrage.

Recht auf „gesunde Wohnung“
Zum Ende des Ersten Weltkrieges reagiert der Staat und vergibt mit dem preußischen Wohnungsgesetz 1918 Fördergelder für gemeinnützigen Wohnungsbau. Der Grundstein für eine soziale Wohnungspolitik verankert die Weimarer Reichsverfassung – mit dem Recht auf eine „gesunde Wohnung“.

Als Folge gründen sich in Essen mehrere Wohnungsbauunternehmen, am 17. April 1919 auch die Allgemeine Bauverein AG. Oberbürgermeister Hans Luther, Stadtplaner Robert Schmidt sowie eine renommierte Architektengruppe um Josef Rings, Wilhelm Schulte und Baurat Robert Schmohl, wollen sozialverträglichen Wohnraum anbieten, der ökonomisch und technisch fortschrittlich ist, aber zugleich künstlerisch-ästhetischen Ansprüchen genügt.

Die Geldentwertung stellt den Bauverein vor wirtschaftliche Probleme, der Zusammenbruch droht. Die Stadt Essen übernimmt 1920 die Aktienmehrheit. Ende 1923 wird eine Übergangswährung eingeführt, der Währungsverfall beendet und der Allbau 1925 konsolidiert. Aus Gründen der Gemeinnützigkeit strukturiert sich der Bauverein schon Ende der 1920er Jahre um, und gewerbliche Einrichtungen werden in die Altstadt Baugesellschaft mbH übertragen.

AllbauHaus am Pferdemarkt
1928 erbaut der Bauverein nach Plänen des Essener Architekten Ernst Knoblauch sein Verwaltungsgebäude am Pferdemarkt. Das multifunktionale Geschäfts- und Bürohaus repräsentiert einen neuen Bautyp: modern, rational und sachlich. Das AllbauHaus überstand den Zweiten Weltkrieg fast unzerstört und steht heute unter Denkmalschutz.

1930 besaß der Allbau etwa 2.000 Wohnungen, fast die Hälfte belegt durch „Sozialbedrängte, also Kinderreiche, Kriegsverletzte und Tuberkulosekranke“, so der damalige Bauverein-Direktor Jakob Riehm 1929. Menschen sollten „nicht weit von den Verkehrsmöglichkeiten und auch in der Nähe ihrer Arbeitsstätten angesiedelt werden. Die Wohnungen sind daher verteilt hauptsächlich auf den Osten, Westen und Norden der Stadt. Auf sonnige Lage und gute Durchlüftung wird besonders Wert gelegt.“

30. Januar 1933
Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ändern sich in Essen die Verhältnisse grundlegend: Das gewählte Stadtparlament wird nach kurzer Übergangszeit aufgelöst, Gewerkschaften zerschlagen, Vereine gleichgeschaltet, missliebige Beamte und Angestellte entlassen und die Gegner der Nationalsozialisten verhaftet, öffentlich gedemütigt und misshandelt.

Die Nachkriegszeit:

Hungerjahre und Aufbruch
Während des Zweiten Weltkriegs halbiert sich die Zahl der Essener Bevölkerung. Als US-amerikanische Truppen am 11. April 1945 die Stadt befreien, leben rund 285.000 Menschen dort.

Stadt und Infrastruktur sind größtenteils zerstört, die Wohnungsnot groß: Bei 272 Bombenangriffen werden 44 Prozent der Wohnungen komplett zerstört, nur noch 110.000 Wohnungen sind bewohnbar und nur 3,4 Prozent sind im ursprünglichen Zustand – rund 50 Prozent davon im Allbau Wohnungsbestand.

Instandsetzung und Neubau
Tausende Flüchtlinge und Heimatvertriebene treffen in Essen ein. Die Bevölkerungszahl steigt bis Ende 1946 – auf rund 520.000. Menschen leben in Provisorien, es fehlt ihnen an Rohstoffen, Energie, Lebensmitteln und Wohnungen. Die dringlichsten Aufgaben lauten deshalb beim Allbau: Instandsetzung und Neubau.

Mit der Einführung der Deutschen Mark 1948 wird die Bewirtschaftung der Baumaterialien durch die staatlichen Behörden aufgehoben, Versorgungsengpässe nehmen ab.

Zwischen 1945 bis 1967 errichtet der Allbau rund 10.500 Wohnungen – rund 7,5 Prozent aller Essener Wohnungen, der Bestand wächst auf 13.775.

In den 1950er Jahren bauen die Menschen im Ruhrgebiet innerhalb weniger Jahre Industrieanlagen, Fabriken und Wohnsiedlungen wieder auf. Gemeinsam mit „Gastarbeitern“ bilden sie den Motor des sogenannten Wirtschaftswunders, das Wohlstand und politische Stabilität bescheren sollte.

Doch die Öffnung der internationalen Märkte für Kohle-Importe bedeutet für die monostrukturierte Ruhrwirtschaft einen bis dahin nicht gekannten Konkurrenzdruck. Der Bergbau wird mit staatlichen Subventionen aufrechterhalten. In den 60er Jahren reduziert sich die Zahl der Zechen sowie der Beschäftigten um die Hälfte. Man begegnet der Strukturkrise mit Gründungen von Universitäten sowie Fachhochschulen und Ansiedlungen neuer Industrien.

1960er- und 1970er-Jahre:

Sanierung und Modernisierung
Noch 1967 werden rund 13.770 Allbau Wohnungen, wie die Immobilien in der Adelkampstraße, etwa 80 Prozent, mit Kohleöfen beheizt. Der Allbau richtet sich neu aus: Im Mittelpunkt steht jetzt die Modernisierung im Bestand, besonders von Bädern, Heizungssystemen und Fenstern. 1980 sind dann rund 96 Prozent mit Zentral- und Etagenheizungen ausgestattet.

In den 1980er Jahren modernisiert der Allbau zunehmend auch Küchen, dämmt Gebäude, gestaltet und streicht Fassaden, und die Anzahl der Allbau Wohnungen steigt 1988 auf rund 17.400.

Städtebaulich erleben zu Beginn der 1970er Jahre Scheibenhochhäuser und Großwohnsiedlungen einen Boom, hierzu zählt 1971 auch die Wohnanlage Isinger Feld.

1980er- und 1990er-Jahre:

Gemeinnützigkeit für ein sicheres und soziales Wohnen
Bedingt durch Leerstände in den 1980er Jahren laufen 1990 gesetzliche Bestimmungen zur Gemeinnützigkeit für Wohnungsgesellschaften aus. Der Allbau verpflichtet sich freiwillig dazu: Laut Satzung bleibt vorrangiger Gegenstand und Zweck der Gesellschaft, „ein sicheres und sozial verantwortbares Wohnen.“

1990 verkauft die Stadt Essen ihre 96 Prozent Aktien an der Allbau AG an die „Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH“. Der Allbau bewegt sich von nun an auf einem gemeinnützigen und zugleich ergebnisorientierten, betriebswirtschaftlichen Weg.

Gründung der AllbauStiftung im Jahre 1994
Seit 25 Jahren fördert die AllbauStiftung Kunst und Kultur. Mehr als 700 Projekte aus dem Spektrum der Stadtteilkultur, von Theater, Tanztheater über Literatur, Musik und bildende Kunst, hat sie bisher mit mehr als 1,7 Millionen Euro gefördert.

2000er Jahre:

Wohnen mit Service und wesentlicher Stadtentwickler
Anforderungen an das Wohnen verändern sich: Menschen möchten in belebten Stadtquartieren wohnen sowie auf ausreichende Infrastruktur und inklusive Angebote zugreifen können. Während der Allbau für rund 30 Millionen Euro jährlich vorhandenen Wohnungsbestand weiter modernisiert und saniert, richtet er sich auf die neuen Anforderungen ein: AllbauPunkte in den Stadtteilen bilden zusätzliche Anlaufstellen, Mieter können auf mehr Service-Dienstleistungen zugreifen. Seit 2013 sind außerdem die Hausmeister, rund 30 Kümmerer, vor Ort.

Der Allbau bindet daneben Entwicklungsziele der Stadt in sein unternehmerisches Handeln ein und beteiligt sich an Stadtumbauprojekten, zum Beispiel in Kupferdreh, Altendorf oder in der nördlichen Innenstadt, wohin der Allbau Ende 2016 seinen Unternehmenssitz in die neugeschaffenen Kastanienhöfe verlegt. Zusätzlich wirkt er an Flächenentwicklungen mit, zum Beispiel bei der Grünen Mitte oder auf dem Grundstück des ehemaligen Berufskollegs Holsterhausen (Cranachhöfe) sowie an der Schaffung von Kindertagesstätten.